Clubleben

Wir stehen an der leuchtenden Theke in der Disko und haben farbige Drinks in der Hand. Ich sehe mir die freie Haut und die dunkel umrandeten Augen an. Die Mädchen und Frauen sehen überall hin, nur nicht zu mir. Um sie anzusprechen ist es zu laut, ausserdem hätte ich mich das auch niemals getraut. Macht man das überhaupt in einer Disko?

 

Männer drängen sich an mir vorbei, sie sind älter und gehen zielsterbig durch den Club zum VIP-Bereich, der aus einem Glastisch und einer Eckbank besteht. Scheinbar lässt sich damit ein doppelter Eintritt rechtfertigen. Aber in Clubs gelten andere Gesetze von Preis und Leistung, es geht nie um haben, immer nur ums zeigen.

 

Ich, Francoise und ein anderer Freund waren letztes Mal mit Klassenkameradinnen da, haben mit denen getanzt, ganz einfach. Aber was macht man, wenn man eine Gruppe junge Männer ist? Ich sehe keine Männer die miteinander tanzen.

Irgendwann bewegen wir uns doch zur Tanzfläche, man kann ja auch nicht den ganzen Abend an der Bar verbringen. Körper bewegen sich, mal schneller, mal langsamer, mal besser, mal einfach freizügiger.

 

 

Wir sind Geister. Ich hatte erwartet, dass irgendwas passiert, dass mich ein Mädchen anlächelt oder die Leute verächtlich auseinander gehen wenn wir da sind, aber die Frauen bilden Kreise untereinander, anziehende, aber unüberwindliche Mauern und die Männer stehen nur wippend da oder tanzen schon mit einer Frau. Ich versuche, den Flow zu finden, wir tanzen miteinander und sondieren die wild blinkende und von einer trägen Menschenmasse gefüllte Tanzfläche.

 

Wir stehen wieder an der Bar und bestellen überteuertes Bier. Ich fühle mich entgegen jeder Wahrscheinlichkeit schon wieder nüchtern und die Sache ist klar:

Wir haben noch zu wenig getrunken.

 

Francoise erwähnt wie irgendwer damals irgendwas gemacht hatte und wir lachen. Noch einen Drink, haben sowieso schon zu viel ausgegeben, nach dieser Logik treffe ich bereits meine Entscheidungen.

 

Zurück auf die Tanzfläche. Die Nervosität ist weg, die Moves werden gewagter und ausgefallener. Ich glaube, nun fallen doch ein paar Blicke auf uns, aber das interessiert jetzt nicht mehr. Es ist jetzt beinahe Sport, was wir machen, zumindest genauso schweisstreibend.

 

Ich gerate in eine angenehme Trance.

 

Später im Nachtbus erzähle ich jedem der es hören will, wie wir im Club oben ohne vor dem Ventilator getanzt haben.

Ein Security-Typ hat uns dann angewiesen, uns wieder anzuziehen. Rausgeworfen werden, das wäre die bessere Geschichte gewesen, aber echte Geschichten haben halt nicht immer einen Höhepunkt.

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