Der Klassiker: Was ist Kunst?

“Du Wichser!”

 

Lachend rennt D. auf die Strasse, Francois hinterher. An der Tür steht noch der Typ mit dem D. sich gerade noch angeregt über Wein unterhalten hat. Ich ziehe mit den beiden mit, keine Ahnung was passiert ist, wahrscheinlich sucht D. nur wieder Streit, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen wenn wir unterwegs sind. Heute gibts überall in der Stadt Kultur und wir sind hier, weil ich mich beteiligt habe an einem der Projekte.

 

Gerade haben wir uns spontan ein Konzert angehört, irgendwo in einem Weinkeller. Fehl am Platz, alte Leute, komische Musik, Stille im Publikum, dazu Wein.

Kurzgesagt: Lachkrampf im unpassenden Moment.

Wir verziehen uns in die hinteren Reihen und D. versucht sich erfolgreich am Weinraten. Ich bin beeindruckt.

 

Ich versuche mich ebenfalls und schwenke ein Glas vor meinen Augen.

 

“Mja, ich bin mir nicht sicher. Aber ich denke, ja, das sollte WEIN sein. VERMUTLICH, vermutlich Rotwein.”

 

D. ignoriert mich.

Aber wie gesagt, eigentlich bin ich beeindruckt.

Ich verstehe absolut nichts von Wein.

 

In einer Galerie versuchen wir uns an den Gemälden von Ludwig Kirchner. Ich mag die Bilder und male auch selbst so, aber nicht weil ich damit etwas spezielles ausdrücken will, sondern aus reiner Intuition. Wir labern in den Kunstbegriffen und vermutlich hat auch der Wein seinen Einfluss, aber wir diskutieren. Wie immer während solchen Diskussionen denke ich irgendwann nur noch eines:

 

Denken wir nicht viel zu weit? Und warum hängen genau die Bilder da und was machen die besser als andere? Was macht diese Bilder so wertvoll?

 

Wir sind auf dem Weg zu meinem Projekt, mit dem ich die letzten Wochen verbracht habe. (Siehe: Stress) Ein begehbarer Würfel, Projektionen von allen Seiten, Projektionen die ich nicht einmal selbst erstellt habe. Ist das Kunst? Ich weiss wie diese Installation entstanden ist, nichts daran hat einen Hintergrund, ausser dass es halt gemacht werden musste. Weil der Boss da mitmachen wollte. Welche Interpretation wäre auf diesen Schluss wohl gekommen?

 

Trotzdem sehe ich bei den Besuchern denselben Blick, den ich auch im Kunstmuseum beobachten konnte. Den Versuch, zu verstehen. Ist das Kunst?

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Der Präsi-Dreier

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Warum wir alle zeichnen können sollten.

 

Gewisse Tätigkeiten und Berufe, vor allem im kreativen Sektor, bieten auf den ersten Blick oft mehr Angriffsfläche als andere. Das Zeichnen gehört dazu. Ihr Wert ist komplex und schwieriger messbar, das macht skeptisch und verführt oft zu abwertenden Bemerkungen.

 

 

Leute. Redet mit Kulturwissenschaftlern. Die bildende Kunst allein füllt ganze Bücher aus Eindrücken, die wir durch sie aus der Vergangenheit ziehen konnten, auch wenn die Vergangenheit natürlich naturgemäss schwer fassbar ist.

 

 

Auch in der Wissenschaft ist die Gestaltung ein wichtiger Teil. Durch Visualisierungen lernen wir komplexen Stoff in einem Bruchteil der Zeit, wenn nicht überhaupt nur durch sie.

 

 

Aber nicht nur zur Bereitstellung von Wissen benötigen wir das Gestalten, auch zur Aufnahme. Tausende von Eindrücken durchziehen unser Gehirn täglich, aber nur was verwendet wird, wird auch abgespeichert.

 

Gerade wenn unsere Kunst kommunizieren soll, muss akribisch beobachtet und dekodiert werden. Hier liegen universelle Fähigkeiten, die wie auch das logische Denken jeder zu einem gewissen Grad besitzt, die aber massiv trainiert und ausgebaut werden können.

 

 

Und natürlich ändert die Digitalisierung viele Anforderungen an Gestalter. Aber das ist ein Prozess, der unablässig voranschreitet. Mathematiker sind schliesslich auch nicht verschwunden, nur weil Taschenrechner erfunden worden sind.

 

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Von respektvollen Luschen und feigen Künstlern

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Stress

Was für ein beliebtes Wort: Stress.

Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit eine gute Ladung davon.

In dem Praktikum, in dem ich gerade arbeite, wurde mir die ebenso anspruchsvolle wie undankbare Aufgabe zugeteilt, innerhalb etwa eines Monats eine Kunstinstallation zur Repräsentation des Architekturbüros an einer Stadtausstellung zu planen und zu bauen. Inwiefern das gut gemeint war kann ich bis heute nicht sagen, ich weiss nur, vorher hatte ich nicht viel Produktives zu tun, was wohl schnell auch zur Chefetage durchgedrungen ist.

Ich begann also motiviert, war froh, mal selbst für etwas verantwortlich zu sein, statt mich nur um Kaffee und Plots zu kümmern, und das Projekt klang interessant und nach einer Möglichkeit, wirklich etwas zu leisten.

Die Ernüchterung folgte schnell. Die zugeteilten Helfer waren selbst gestresst und halfen nur unter dem Vorwurf, sie müssten jetzt das Projekt anstelle von mir auf die Beine stellen, die kreative Arbeit wurde mir unfreiwillig vom Chef abgenommen und mir blieb die Organisation, die ich schon vor dem Projekt nicht gerade als eine meiner Stärken bezeichnet hätte.

Irgendwie hat dann doch alles mehr oder weniger geklappt, aber am letzten Tag, an dem alles aufgebaut wurde, schlug mein Körper zurück. Ich lief im Büro auf und ab, leisten tat ich nichts mehr, nur ab und zu beantwortete ich den Leuten ihre Fragen, soweit ich das konnte, konnte ich es nicht erntete ich ein ein Augenrollen oder ein Kopfschütteln, was einem in jedem anderen Moment am Arsch vorbei geht, aber an diesem Tag fühlte ich mich mit jeder Minute nutzloser uns unsicherer und hatte gleichzeitig das Gefühl, dass alles an mir hang, was es teilweise auch wirklich tat.

Nach 14 Stunden wurde ich dann von einer der Zeichnerinnen nach Hause geschickt, eine von denen, die nach ein, zwei Bier sensibler auf solche Schwingungen reagieren.

Zu dem Zeitpunkt war mir schon ein bisschen schwindlig.

Schlussendlich war ich stolz, aber nicht auf das Projekt, das war mir Tag für Tag egaler geworden, sondern das ich den Stress überstanden hatte. Ich weiss dass ich, sollte ich wieder in so eine Situation kommen, anders damit umgehen werde.

Inzwischen arbeite ich an einem Gebäudemodell und habe wieder Zeitdruck, aber die Arbeit macht Spass und ich merke auch, dass ich wirklich vorankomme, obwohl ich das ebenfalls noch nie gemacht habe.

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Mechanismen

Da liegt also so Materie auf dem kalten Stück Planeten und dann scheint eine Weile die Sonne drauf und schon spriessen und wachsen Klee und Moos, Farne und meterlange Libellen heraus.

Später entstehen über mehrere Ecken und sogenannte "Lebewesen" dann Pyramiden, Soldatenheere die sich gegenseitig auslöschen und irgendwelche Laptops und Smartphones auf denen sich ebenso zufällig entstandene Figuren einen Blog ansehen können.

 

Aber alles nur wegen dieser Energie der Sonne. Sie bringt die Natur in Gange, ist das Wasser das die Mühle antreibt, welche uns jeden Tag mit neuen Dingen überrascht und verstört, kein Wunder hat man die Sonne früher als Gott angebetet. Ist ja dann doch irgendwie näher als dieser widersprüchliche Kerl in den Wolken mit Aufmerksamkeitsdefizit.

 

Aber sind wir dann nicht nur Marionetten in diesem Mechanismus der alles antreibt? So überfällt mich wieder dieser unangenehme Gedanke, den ich aber für eine Art logische Täuschung halte:

 

Vermutlich gibt es nur eine Möglichkeit wie alles geschehen wird, aber so wie wir in dem System drinstecken, haben wir es auch unter Kontrolle.

Die Welt hängt an uns. Nicht nur eine Schmetterlingsschlag, sondern auch wir können diverse Wirbelstürme erzeugen. Wen interessiert da eigentlich noch, was der ursprüngliche Effekt von irgendwas war?

 

"Aber was ist mit den Verbrechern? Wie können wir sie bestrafen, wo ihre Taten doch vielleicht von einem kleinen Knick in einer Gehirnwindung oder einer schwierigen Kindheit stammen?"

 

Aber wir SIND unsere Vergangenheit. Das ist unser Wesen und gehört zu unserer Existenz. Nur weil Taten einen Ursprung haben, sind sie nicht weniger ernst zu nehmen. Aber wer sich dadurch unfrei und entscheidungslos fühlt, der soll doch in seinem leeren Nihilismus versinken, ist doch schliesslich so vorbestimmt. Also nur zu...

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Survival Of The Fittest

Unter bestimmten Froscharten gibt es das Phänomen der sogenannten Satellitenmännchen. Diese halten sich in der Nähe von anderen Männchen auf, die besonders laut rufen können. Die Weibchen werden von den lautesten Rufen angelockt und suchen sich daraufhin einen Sexualpartner.

 

Interessanterweise nicht unbedingt das laut rufenden Männchen, sondern halt irgendjemanden dort. Die Schlampen. So kommen also die Satellitenmännchen ins Spiel.

 

Dieses Beispiel zeigt, wie komplex Evolution, in diesem Fall sexuelle Selektion, sein kann.

 

Jegliches werten wie "unnatürlich", "unethisch" oder "böse" hat in der Evolutionstheorie keinen Platz. Es lässt sich nur sagen:

 

Alles was lebt, ist unserer Umwelt gut genug angepasst.

 

Wenn etwas gehäuft auftritt unter den Menschen, Depressionen, Langeweile, Krieg, Krebs, diese Haare die am unteren Ende des Rückens wachsen, für alles gilt: Entweder beeinträchtigen diese Dinge unsere Fitness nicht, bzw. helfen uns sogar irgendwie, oder sie treten auf, weil unsere Umwelt sich verändert hat. Alles andere hätte sich evolutionär nicht durchgesetzt.

 

Aus diesen Schlüssen lässt sich meiner Meinung nach nicht nur ein besseres Verständnis der Welt, sondern auch eine gewisse Einstellung ziehen: Was uns schadet, können wir bekämpfen indem wir unsere Umwelt verändern.

 

Ich bin zwar kein grosser Aktivist, aber wer weiss, vielleicht kommt meine Lethargie ja von der geistig auslaugenden Umwelt, die mir von allen Seiten Zucker einflösst... 

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