Albumkritik: Der Abfall fällt nicht weit vom Stamm (257ers)

Dieses Album, ich sehe es als eigenständiges Album, ist als Beilage zu dem zweiten Nr. 1-Abum „Mikrokosmos“ der 257ers erschienen. Durch den Fokus auf das Hauptalbum, mit den schon über Genregrenzen hinaus bekannten Hits wie „Holland“ oder dem Überaschungshit „Ich und mein Holz“, haben die Songs dieses kleine Schmuckstückes auf Youtube lediglich fünfstellige Aufrufzahlen.

 

Verwunderlich, wenn man unter ihren bekannten Songs von den vielen Nostalgikern und Kommerz-Kritiker liest, dass sie „die guten alten asozialen Zeiten“ vermissen.

 

Dieses Album ist durch und durch asozial.

 

Wie aus früheren Alben gewohnt, geht es hier um die Texte, die wie gewohnt jede Grammatik und jeden Zusammenhang Style und Flow opfern. Das Ganze wortgewandt und schwer verständlich, aber mit diesem dreckigen Scharm, der sich nicht um politische Korrektheit schert, aber nicht aus politischen und nicht einmal emotionalen Gründen, sondern um ein gewisses Gefühl herüberzubringen, dass durch jede Einschränkung gestört würde:

 

„Ey yo, die Punkrock-Legende kennt in Bangkok und Amsterdam, Verwandte und Junks als den romantischen Gentleman. Am Stammtisch der Gangster zeigt er Schwanz in die Handycam, weil dann kann er die Angst in Gedanken vom Mensch erkennen.“

 

Wer intuitiv annimmt, dass so ein Beilagealbum mit Tracks, die gar nicht mehr in das neue Image als „Partyrapper“ passt, eintönig sein müsste und repetitiv, der irrt ebenfalls.

Bei „Pfand“ handelt es sich um ein musikalisch melancholisches Lied über Penner, das allerdings textlich von allen Beteiligten mit diesem lockeren, bodenständigen Humor unterlegt wurde. Allein dieses Lied hat mich überrascht. Es ist catchy und witzig, für meinen Geschmack besser als alles auf dem Hauptalbum.

„Aloha“, ein Solotrack von dem geistig behinderten Ehrenmitglied der Interpreten ist garantiert etwas noch nicht dagewesenes und steht für mich allein schon als Gegenstück zum durchproduzierten Hauptalbum.

 

Dieses Album ist für mich der Beweis, dass ich ihre neuen Werke nicht nur nicht mehr mag, weil ich inzwischen älter bin, sondern weil es einfach total anders ist.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0