Tagebuch: Bewerbungsgespräch bei Fast-Food-Laden

Einfache Onlinebewerbung, sofort Mail mit Daten gekriegt, alles sehr professionell. Der innere Kern des Unternehmens scheint organisiert.

 

Bewerbungsgespräch mit sieben weiteren Bewerbern, offenbar ist nicht nur das Food hier „fast“, sondern auch die Verfahren. Wir sitzen an einem runden Tisch.

Nervös bin ich nicht, schliesslich ist das hier jobtechnisch mein Notfallplan. Es wäre nicht schlimm, wenn ich die Stelle nicht bekommen würde.

Aber ich hab wohl auch nichts zu befürchten, manche der Bewerber können kaum deutsch. Sogar die Personalleiterin hat ihre Mühe und einen deutlichen Akzent.

 

Nur halbwegs anwesend, steht im Hintergrund ein weiterer Angestellter, der aber nur selten einen Kommentar abgibt, und wenn, dann anzüglich und zu der Rednerin. Die Personalchefin versucht Professionalität zu wahren, flirtet aber mit den Augen zurück.

 

Eine Frau die ich bei der Begrüssung für eine Sekretärin gehalten hatte, da weiss angezogen, betritt den Raum und übernimmt. Es ist die Filialleiterin. Sie begrüsst uns und startet die Powerpoint-Präsentation.

Wir Geladenen hören erstmal zu. Schwer zu sagen wer die Instruktionen und Beschreibungen aus dem Beamer auch wirklich versteht, aber das Ganze wirkt sowieso ziemlich erzwungen.

Ich glaube wir sind eigentlich schon alle eingestellt.

 

Ab und zu gibt es Fragen im Publikum, wie:

 

„Und warum? Warum darf unter keinen Umständen ein Pflaster im Burger zu finden sein?“

 

(Weil es dem Ruf der Marke schadet.)

 

 

Die Fragen wirken so überflüssig, dass ich überzeugt bin, dass sie kürzlich eine Schulung gemacht hat, wo es explizit hiess:

Fragen sind ganz wichtig! Nur so bleibt die Aufmerksamkeit bei ihnen!

 

Sie spricht ausserdem alle mindestens einmal an, mich allerdings mehrmals, wahrscheinlich weil ich den einfachsten Namen besitze und ungefährlich jung aussehe.

Ihre Technik wirkt eine Weile, aber dann drifte ich ab.

 

Die Sicherheitsmassnahmen und Hygienevorschriften werden mehrmals betont und das idealerweise angeeignete Wissen später durch ein „Quiz“ getestet.

 

Irgendwann ist dann alles zu Ende, aber wie erklärt wird, sei man „zu schnell gewesen“, deshalb müsse man vorschriftsmässig noch warten. Die Personalchefin und der Typ verlassen allerdings den Raum.

Die Filialleiterin versucht etwas Smalltalk zu machen, allerdings kann oder will niemand so richtig mitmachen. Die Spannung im Raum steigt.

 

Der Smalltalk bewegt sich zwischen ihr, einem kleinen Typen den sie offenbar schon länger kennt, einem dauergrinsenden Schwarzen, und mir, weil ich schlecht mit solchen unangenehmen Pausen umgehen kann. Als das Gespräch zum fünften Mal erstirbt, erklärt sie jetzt rauchen zu gehen, einige schliessen sich an.

Draussen wird sich möglicherweise ein entspannteres Gespräch ereignet haben, ich rauche leider nicht.

Etwa eine Viertelstunde später durften wir gehen und ich hatte den Job.

 

 

An die ganzen Vorschriften wird sich kaum jemand halten.

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